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Die Kreislaufwirtschaft innerhalb der Nachhaltigkeitsberichterstattung

Beitrag von Anna Köhl, Klimabündnis Tirol

Die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft wächst, nicht zuletzt durch die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die Unternehmen zu einer transparenten Offenlegung ihrer Nachhaltigkeitsbemühungen verpflichtet. Innerhalb der CSRD wird das Thema vor allem durch den European Sustainability Reporting Standard (ESRS) E5 „Resource Use and Circular Economy“ adressiert. Dieser Standard definiert klare Vorgaben für berichtspflichtige Unternehmen, die sich aus der doppelten Wesentlichkeitsanalyse ergeben. Doch was bedeutet das konkret?

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Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeitsberichterstattung: Eine Chance für KMU

Mit der Einführung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) werden ab 2026 auch börsennotierte kleine und mittlere Unternehmen (KMU) verpflichtet, ihre Bemühungen im Bereich Nachhaltigkeit zu dokumentieren. Der europäische Standard ESRS E5, der sich mit Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft beschäftigt, ist eine wichtige Grundlage, um nachhaltige Praktiken in Geschäftsmodelle zu integrieren.

Für KMU gelten im Rahmen des Reportings vereinfachte Anforderungen im Vergleich zu großen Unternehmen, was die Umsetzung zirkulärer Strategien und die Kommunikation von Fortschritten erleichtert. Trotz Herausforderungen wie begrenzten Ressourcen und Kompetenzen bietet der Weg zur Kreislaufwirtschaft konkrete Vorteile: Kostenreduktion, höhere operative Effizienz, Zugang zu öffentlichen Förderungen und Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit.

Praktische Leitlinien, wie vereinfachte Berichtsmodelle, unterstützen KMU dabei, wesentliche Aspekte zu dokumentieren, darunter:

  • Die Nutzung und Beschaffung von Ressourcen.
  • Maßnahmen zur Reduzierung von Umweltauswirkungen.
  • Ziele und Strategien im Zusammenhang mit der Kreislaufwirtschaft.

Diesen Weg einzuschlagen, ist nicht nur eine zukünftige Verpflichtung, sondern auch eine Chance für KMU, sich als Vorreiter des nachhaltigen Wandels zu positionieren und sowohl wirtschaftliche als auch ökologische Vorteile zu erzielen.

Kerninhalte des ESRS E5: Fünf zentrale Säulen

Der ESRS E5-Standard fordert von Unternehmen umfangreiche Angaben zu Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft entlang fünf zentraler Säulen:

  • Ressourcennutzung und -beschaffung: Unternehmen müssen offenlegen, welche Ressourcen sie nutzen, wie diese beschafft werden und welche positiven oder negativen Auswirkungen damit einhergehen.
  • Maßnahmen zur Reduktion negativer Auswirkungen: Hier geht es um Strategien, mit denen negative Auswirkungen durch die Entkopplung wirtschaftlicher Aktivitäten vom Ressourcenverbrauch abgeschwächt oder verhindert werden.
  • Strategische Anpassungen an kreislaufwirtschaftliche Prinzipien: Firmen sollen ihre Geschäftsmodelle an Prinzipien wie Abfallminimierung, Werterhalt von Materialien und Ressourceneffizienz ausrichten.
  • Chancen und Risiken: Die Unternehmen müssen aufzeigen, wie sie mit Chancen und Risiken umgehen, die sich aus Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft ergeben.
  • Finanzielle Implikationen: Offenlegung der kurz-, mittel- und langfristigen finanziellen Auswirkungen, die sich aus der Kreislauforientierung ergeben.

Aufbau des Standards: Sechs Abschnitte

Zur Umsetzung der Vorgaben gliedert sich der Standard in sechs Abschnitte:

IRO-1: Verfahren zur Identifikation wesentlicher Auswirkungen, Risiken und Chancen.

E5-1: Unternehmensrichtlinien zur Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft.

E5-2: Maßnahmen und eingesetzte Ressourcen.

E5-3: Ziele zur Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft.

E5-4 und E5-5: Spezifische Angaben zu Ressourcenzuflüssen und -abflüssen.

E5-6: Finanzielle Effekte von Auswirkungen, Risiken und Chancen.

E5-6: Effetti finanziari derivanti da impatti, rischi e opportunità.

Diese Abschnitte stehen in enger Verbindung zu anderen ESRS-Standards, darunter E1 (Klimawandel) und E4 (Biodiversität).

Diesen Weg einzuschlagen, ist nicht nur eine zukünftige Verpflichtung, sondern auch eine Chance für KMU, sich als Vorreiter des nachhaltigen Wandels zu positionieren und sowohl wirtschaftliche als auch ökologische Vorteile zu erzielen.

Herausforderungen bei der Umsetzung

Für viele Unternehmen, die bisher wenig Berührungspunkte mit der Kreislaufwirtschaft hatten, stellt ESRS E5 eine erhebliche Herausforderung dar. Besonders das Sammeln relevanter Datenpunkte und deren transparente Offenlegung erfordert erhebliche Anpassungen.

Eine Analyse von Nachhaltigkeitsberichten aus dem Jahr 2022 zeigt dies deutlich: Von 32 untersuchten DAX-40-Unternehmen thematisierten zwar viele die Kreislaufwirtschaft und formulierten strategische Ziele, konkrete Maßnahmen und messbare Indikatoren fehlten jedoch oft. Die Gründe hierfür sind vielfältig:

  • Fehlendes Verständnis der Circular Economy.
  • Geringe Priorisierung innerhalb des Unternehmens.
  • Unzureichende Datengrundlagen zur Ressourcennutzung

Der Weg nach vorn: Chancen für Unternehmen

Trotz der Herausforderungen bietet ESRS E5 auch klare Chancen. Unternehmen, die Kreislaufprinzipien erfolgreich in ihre Geschäftsmodelle integrieren, können nicht nur nachhaltiger wirtschaften, sondern auch Kosten senken, Innovationen vorantreiben und sich als Vorreiter im Bereich Nachhaltigkeit positionieren.

Die CSRD und ESRS E5 machen deutlich, dass die Zeit des „Greenwashing“ vorbei ist. Statt vager Versprechen sind nun greifbare Strategien und messbare Ergebnisse gefragt – eine Chance für Unternehmen, die Nachhaltigkeit ernst nehmen und aktiv gestalten möchten.